Seit Oktober 2019 ist an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg das interdisziplinäre DFG-Projekt "Kommunikation und Sprache im Reich. Die Nürnberger Briefbücher im 15. Jahrhundert" angesiedelt. In einem gemeinsamen Vorhaben untersuchen Geschichts- und Sprachwissenschaft die Bedeutung der Reichsstadt Nürnberg für den Informationsaustausch im Heiligen Römischen Reich sowie den Anteil der städtischen Kanzlei an der Entwicklung der neuhochdeutschen Schriftsprache. Eine wichtige Unterstützung und Bereicherung des Projekts bildet die Mustererkennung, die ausgehend von den Briefbuchtexten die Mittel zur automatischen Handschriftenerkennung verbessert.
Das Herzstück der Projektarbeit bildet die Erstellung einer hybriden Edition (Druck und Online) der Briefbuchbände zwei bis fünf (1408-1423). Mit dieser Edition wird eine einzigartige Quelle für die Geschichte der Stadt wie auch für das spätmittelalterliche Reich erschlossen, deren großer historischer und sprachgeschichtlicher Wert bislang unzureichend erforscht ist. Die zentrale Rolle Nürnbergs im reichsweiten Nachrichtenwesen und bei frühen sprachlichen Ausgleichsprozessen im Rahmen der Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache wurde immer wieder behauptet, jedoch fehlt nach wie vor eine wissenschaftliche Untermauerung auf Grundlage des breit vorhandenen Quellenmaterials. Durch die Weiterentwicklung der automatischen Handschriftenerkennung entstehen außerdem neue Möglichkeiten zur Bearbeitung handschriftlicher Aufzeichnungen, die seit dem Mittelalter einen nahezu unüberschaubaren Umfang angenommen haben.